Ins Herz einig'schaut

Sepp Forcher ist eine Ikone von Hüttenwirt und ein bedächtig durchs Bild wandernder Landschaftspfleger. Wenn er mit Bart und Hut durch eine Landschaft zieht, scharren im Hintergrund bereits edle Klänge und stets anwesende Bergzacken beginnen zu leuchten. Sepp Forcher sagt nur gute Sätze, die von der Musik auf die Landschaft überspringen oder umgekehrt. Neben dieser wunderbaren Rolle als sanfter Moderator für ausgewählte Lieblingsplätze Gottes, ist er fallweise auch als Kolumnist in der Salzburger Krone unterwegs. Auch schriftlich ist Sepp Forcher der sanfte Beobachter, der mit angekniffenen Augen in die pure Sonne schaut und prinzipiell nur Gutes sieht. Programmatisch geht es in der ersten Glosse um die Sauberkeit, mit etwas gutem Willen kann man überall Sauberkeit entdecken und sich daran erfreuen. Die Sauberkeit hat nämlich den großen Vorteil, dass man sich an ihr nie satt sehen kann und dennoch nie schmutzig wird. Am besten lässt sich Sauberkeit darstellen, wenn man ihre Ausprägung in verschiedenen Kontinenten miteinander vergleicht. Also die Amis sind nicht sauber, da sind wir besser, dafür aber halten sich die Amis an die Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Autobahnen, da handelt es sich um eine Art mentale Sauberkeit. Ja sicher, ist bei uns manchmal was nicht ganz sauber, aber generell sind wir doch sehr sauber, vor allem wenn man nach Amerika schaut. In dieser Tonart werden Kleinodien für die Glossen in die Hand genommen, rundum ins beste Licht gehalten und dann wieder mit einem bedächtigen Lustseufzer abgelegt. Obstbäume, Gastlichkeit, Unschuld im Frühling, Hundegedanken, Zahnstocher beim Essen, adelige Pilze, alles wird schön, wenn man es schön sein lässt. Sicher geht von diesen Texten keine Gefahr aus, dass eine neue Erkenntnis oder gar die Aufklärung ausbrechen könnte, aber wer mit den Augen des Verschönerungsvereins unterwegs ist, hat es bei Sepp Forcher wirklich schön. Und ehrlich gesagt, wenn die Jahre vorüber ziehn, du als Leser am Bankl sitzst und nachdenkst, was Sinn macht, dann sind es doch die schönen Dinge, die sich zu dir aufs Bankl setzen. Sepp Forchers Betrachtungen sind ein sympathisches Geschenk an sich selber, es sich einmal als Leser unauffällig gut gehen zu lassen und sich nicht viel dabei zu denken. Helmut Schönauer